Info: TV-Guide Interview (10/99)


Die amerikanische Fernsehzeitschrift TV Guide veröffentlichte Ende Oktober ein Interview mit Matt Stone und Trey Parker. Die Internetseite Mr. Hat's Hellhole hat uns freundlicherweise den Artikel zur Verfügung gestellt. Hier also der komplette Artikel in deutscher Übersetzung:

Zwei Jahre nachdem die fröhlich sarkastische Fernsehshow über vier flegelhafte Drittklässler aus Colorado mit Rekord-Einschaltquoten auf Comedy Central angelaufen ist, und nachdem nun ein Jahr lang nur Wiederholungen liefen, scheinen Stan, Kyle, Cartman, Kenny und der Rest der Mannschaft wieder neu aufzuleben.
Der Anfang war gemacht mit "Bigger, Longer, Uncut", der Kinoumsetzung der Fernsehserie, die sich im Nachhinein als weit besser und witziger herausstellte, als viele Kritiker erwartet hatten. Bis heute spielte der Film weltweit über 71 Millionen Dollar ein. Möglicherweise ist es einer der obszönsten Filme, die jemals gedreht wurden, aber darüberhinaus ist er auch sehr satirisch und mit ziemlich guter Musik untermalt.
Der Film diente Trey Parker und Matt Stone, den beiden Produzenten, Autoren und Synchronsprechern aus Colorado auch als eine Art Rache-Möglichkeit, zusammen mit dem dieswöchigen Neustart von insgesamt 17 neuen Southpark-Episoden. Trey Parker, der diesen Monat 30 wurde, und Matt Stone, 28, trugen wesentlich dazu bei, Comedy Central bekannt zu machen, verärgerten Eltern und Moralapostel und sahen zu, wie ihre Aktien ständig stiegen und wieder fielen. Sie sprachen mit uns über ihre aussergewöhnliche Karriere in ihrem geräumigen Büro in Los Angeles, in einem Gebäude wie ein Warenhaus, dessen zwei beste Parkplätze mit den Namen "Mao Tsetung" und "Patrick Duffy" beschildert sind. Offensichtlich fährt der verstorbene Chinesische Kommunistenführer heute einen silbernen Lexus SC400, wohingegen der ehemalige Dallas-Star in einem blauen Geo Metro herumkurvt. An der Tür ihres Büros befindet sich ein Szene-für-Szene Drehplan einer zukünftigen Episode, in der Sally Struthers vorkommt (ohne Zweifel ohne ihre Erlaubnis), darüberhinaus Starvin' Marvin und eine Menge Weltraumfahrt. Im direkten Gespräch sind Parker und Stone ebenso profan wie man es von denjenigen erwartet, die Cartmans Texte schreiben. Diese Version des Interviews wurde ab 16 freigegeben. Das unzensierte Interview wäre mit Sicherheit erst ab 18 gewesen, wenn überhaupt.

TV GUIDE: Seit sie vor zwei Jahren begonnen haben, an Southpark zu arbeiten, haben sie einige Musikalben herausgebracht, den Film "Orgasmo" beendet, sind in "BASEketball" aufgetreten und haben den Southpark-Film produziert. Momentan arbeiten sie wieder ganztags an der Fernsehserie.
TREY PARKER: Nun, wir hatten uns fest vorgenommen, dass wir zurückkommen und nur die Fernsehserie machen würden, ein ganzes Jahr lang. Und zwar weil im Juli habe ich angefangen, graue Haare zu bekommen. Und ich weiss, das lag an dem Kinofilm.
MATT STONE: Auch das "Chef Aid"-Album war viel Arbeit aber der Kinofilm war das grösste Monster von allen.
TREY PARKER: Wir wussten, er muss gut werden, oder wir stecken ziemlich in Schwierigkeiten.
TV GUIDE: Warum setzen sie sich so unter Druck?
MATT STONE: Wir bemerkten, dass die Leute anfingen zu denken, Southpark ist langsam nichts Neues mehr. Die Flitterwochen sind vorbei. Das war's dann. Alle Trailer und Vorschaus auf die Sommerfilme sagten Zeug wie Austin Powers: Shagadelic! Starwars: Hier kommt die Macht! Southpark: Das war's wohl! Daher wussten wir, der Film muss einfach gut werden. Aber wir wussten auch, der Film wird die Feuerprobe. Und irgendwie gab uns das den nötigen Schub. Letztlich wurde es ein kritischer und wirtschaftlicher Erfolg.
TREY PARKER: Die Leute behandeln uns jetzt auch anders. Nach BASEketball und Orgasmo fingen alle an zu sagen: "Ohjee, die zwei sind erledigt". Aber das sieht jetzt anders aus. Ich habe einen Brief von Stephen Sondheim bekommen, in dem er schreibt, dass er denkt, Southpark war das beste Musical in den letzten fünf Jahren.
MATT STONE: Also ganz plötzlich hatten wir wieder etwas Glaubwürdigkeit zurück, die wir leider mit mehreren Jahren Lebenserwartung bezahlt haben.
TV GUIDE: Mit dem Film haben sie sich ja auf gefährliches Pflaster begeben. Sie haben den Jugendschutz wütend gemacht, der MPAA Präsident Jack Valenti war ziemlich sauer, sie haben mit Paramount gekämpft...
TREY PARKER: Ohja. Am meisten stolz bin ich darauf, dass wir immer gesagt haben: "Falls wir aus dieser Stadt rausgeschmissen werden, dann machen wir uns dabei zumindest über jeden lustig". Und besonders cool ist daran, bisher wurden wir noch nicht rausgeschmissen.
TV GUIDE: Aber nicht dass einige Verantwortliche es nicht schon probiert hätten...
TREY PARKER: Ja, das ist komisch, weil jeder gesagt hat: "Ihr zwei legt euch mit Paramount an, seid besser vorsichtig, habt ihr keine Angst um eure Karriere?" Und wir nur darauf: "nein". Es kommt nur darauf an, dass der Film gut wird. Wenn ger Film gut wird, geht's uns auch gut. Wenn nicht, dann nicht. Und wenn nicht, dann wollen wir mit erhobenem Kopf untergehen.
TV GUIDE: Glauben sie, die Qualität der Fernsehsendung hat ein wenig gelitten, während sie den Film gemacht haben?
TREY PARKER: Nein, ganz im Gegenteil. Ich weiss wie wir arbeiten. Ich kann nicht kreativ sein, solange ich keine Deadline habe. Also es ist nicht so wie, hey, wenn ich das nicht mache, dann schreib ich mal ein Buch. Das würde ich nie machen. Ich würde hier rumsitzen und Videospiele spielen. Ich kann der grösste Verlierer der Welt sein, solange ich keine ganz festen Terminvorgaben habe: Sie bingen das vorbei, oder sie werden auf 6 Millionen Dollar verklagt. Dann bin ich ziemlich kreativ.
MATT STONE: Wenn wir den Film nicht gemacht hätten, dann hätten wir mehr Fernsehshows produziert. Aber ich glaube nicht, dass sie besser geworden wären. Wir haben eine ziemlich blöde Arbeitseinstellung.
TREY PARKER: Wir sind scheisse. Wir haben garkeine Arbeitseinstellung und keine Selbstdisziplin. Im Grunde sind wir nur völlige Versager, das ist das Problem.
TV GUIDE: Warum delegieren sie dann nicht ein bisschen was von der Verantwortung?
TREY PARKER: Das einfachste wäre es, sich einen Autorenstab zu besorgen. Wir stellen fünf Leute an und lassen die es machen. Matt und ich könnten die ausführenden Produzenten sein, die Stimmen nachvertonen, die Episoden anschauen und Notizen machen.
MATT STONE: Und wir würden die selbe Kohle verdienen.
TREY PARKER: Wir würden genausoviel verdienen und wir würden sicher stressfreier leben. Aber als die Serie startete haben wir uns selbst versprochen, das niemals zu tun. Wir haben ziemlich wirres Zeug in die neuen Episoden eingebaut, weil wir von Anfang an gesagt haben, wir möchten lieber etwas unerreichbares produzieren, als etwas Konventionelles. Wir haben eine Folge über "Jew Scouts" gemacht, und sie wurde total verrückt. Machte garkeinen Sinn, aber wir fanden es toll.
TV GUIDE: Also auch nachdem sie halb Hollywood aufgemischt haben, haben sie keine Pläne, sich mal ein bisschen zu beruhigen?
TREY PARKER: Wir werden älter, wie jeder von uns. Und unsere Wertvorstellungen werden sich wahrscheinlich schon mal ändern. Aber wenn das passiert, dann möchte ich dass wir aufhören. Ich hasse es, Leuten im Musikbusiness oder woauchimmer zuzusehen, wie sie diese Phase durchmachen, sanft werden und dann nur noch in einem Stuhl sitzen und "Tears in Heaven" spielen. Da denke ich mir nur, halt die Klappe. Du hattest deine Zeit, jetzt ist aber auch gut.

Besten Dank für das Original Interview an:


Zurück